muß der Schuß bei etwaigen Abwehrmaßnahmen des
Gegners durch Zu- oder Abdrehen jeden Augenblick
fallen können, auch wenn die angestrebte günstigste
Schussposition, z.B. Lage 90°, noch nicht erreicht ist.
Der Kommandant darf sich niemals schematisch starr
auf eine bestimmte und gewünschte Lage beim Angriff
konzentrieren und nur darauf operieren.
108. Bei der geringen Unterwassergeschwindigkeit
des U-Boots ist eine vorliche Stellung zum Gegner
bei Beginn des eigentlichen Unterwasserangriffs erfor-
derlich. Je weiter der Abstand zum Gegner ist, um so
vorlicher muß die Anfangsstellung für den eigentlichen
Unterwasserangriff sein. Bei normalen Sichtverhält-
nissen und normalen Angriffsbedingungen soll daher
erst zum Unterwasserangriff getaucht werden, wenn
Lage 0° zum Generalkurs des Gegners erreicht ist.
109. Steht das U-Boot beim Insichtkommen des
Gegners nicht bereits in vorlicher Position, so muß
versucht werden, die notwendige vorliche Position mit
Höchstfahrt über Wasser zu erreichen. Der günstigste
Kollisionskurs zum Gegner beim Vorsetzen ist stets der
Kurs senkrecht zur Sichtungspeilung, solange das
U-Boot vorlicher als auch querab vom Gegner steht.
110. Beim Aufdampfen in die vorliche Position
darf das U-Boot seine wertvolle Stärke, die Unsicht-
barkeit, nicht gefährden. Bei Tage darf daher vom
Gegner bei klarer Sicht nicht mehr gesehen werden, als
eben gerade die Mastspitzen (Ausguck im Mast, E-Meß-
gerät im Vormars, vgl. Abschnitt I, B, Ziffer 25).
111. Unterschiede in den Sichtverhältnissen der ein-
zelnen Seegebiete sind zu beachten. Man kann Fälle
erleben, in denen man wesentlich näher an ein Über-
wasserschiff herangehen kann, ohne sofort gesehen zu werden,
weil die Sicht nicht immer absolut klar, die
Kimm häufig verschwommen und diesig ist. Im
Atlantik kann das U-Boot vom Gegner bereits ent-
deckt werden, wenn es gelegentlich von der Dünung
hochgehoben wird, selbst wenn das Boot vorher längere
Zeit vom Gegner aus nicht zu sehen war.
112. Das Vorsetzmanöver erfordert in hohem Maße
taktisches Können, sein Gelingen ist die Voraussetzung
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